Willkommen bei der Gesellschaft für Familienforschung in der Oberpfalz e.V.

Vortrag von Dr. Frank Präger, Stadtarchivar der Stadt Neumarkt, Leiter des GFO-Arbeitskreises Neumarkt, zum Thema „CDV (= Carte de Visite) – Eine Spezialform des Porträtfotos (ca. 1850 - 1920)“

  • Klostermühle Altenmarkt

Beim turnusmäßigen Treffen der Familienforscher im Landkreis Cham der „Gesellschaft für Familienforschung in der Oberpfalz e.V.“ (GFO) am letzten Samstag in der Klostermühle Altenmarkt in Cham wurde den Teilnehmern „Carte de Visite – eine Spezialform der Porträtfotographie“ nähergebracht.

Der Referent, Dr. Frank Präger aus Neumarkt in der Oberpfalz, ist promovierter Historiker, Redaktionsleiter der „Gesellschaft für Familienforschung in der Oberpfalz e.V.“, Leiter des GFO-Arbeitskreises Neumarkt, Stadtarchivar der Stadt Neumarkt und Vorsitzender des Historischen Vereins Neumarkt. Mit seinen fundierten Kenntnissen auch als langjähriger Sammler von Plattenphotographien, erklärte er das damalige „Malen/Zeichnen mit Licht“. Die Blütezeit der „Carte de Visite“ war von ca. 1890 – 1910. Da das Fotopapier sehr dünn war, wurde es für mehr Stabilität auf Pappe geklebt. Die Portraitfotos wurden in speziellen Sammleralben, in welche die Fotos gesteckt werden konnten, aufbewahrt.

Dr. Präger zeigte die Entwicklungsgeschichte dieser speziellen Porträtfotographie mit vielen Beispielfotos auf: Die Gestaltung der Rückseiten im Wandel der Zeit mit den abgebildeten Auszeichnungen auf Ausstellungen als Datierungshilfen. Außerdem wurden die CdV-Ateliers in der Oberpfalz und Regensburg und speziell im Landkreis Cham vorgestellt. Diese Ateliers waren: Josef Missoni (in Cham u. Waldmünchen), Ignatz Kransfelder (in Cham, Bischofteinitz u. Dobrzan), Otto Hamser (in Cham, Kötzting u. Lam), Anton Zahner (in Cham u. Schwandorf), F. Pleier (in Kötzting) und Max Wagner (in Furth im Wald). Dabei zeigte sich, dass das Atelier Missoni signierte mit „Missoni, Cham i. W.“ (= Cham im Wald).

Es gab aber auch viele mobile Fotografen, die über Land zogen in die Dörfer. Sie fotografierten hauptsächlich Bauersfamilien, bei denen neben der Familie und dem Gesinde oft als Stolz noch die beste Kuh mit auf das Foto kam. Da die Belichtungszeit mehrere Minuten dauerte, sehen die Personen oft sehr verkrampft aus.

Dr. Präger zeigte außerdem an vielen Beispielen die verschiedenen Portraitfotos formal betrachtet auf. Vor allem wurden viele „Lebenslauf-Fotos“ gemacht, wie Kinder-/Babyfotos, zur Kommunion, zum Studium, Berufs- oder Militärfotos bzw. Familienfotos. Für Fotos von Ehepaaren bei der Hochzeit oder einem Ehejubiläum kamen die Menschen meist ohne Schleier und Blumen, weil diese vom Fotografen zur Verfügung gestellt wurden - allerdings nur künstliche Blumen.

Portraitfotos waren teuer. Im Jahre 1940 kosteten Hochzeitsfotos mehr als die gesamte Hochzeitsfeier. In Afrika wurde von den Eltern oft 25 Jahre lang Geld gespart, um einem Kind ein Hochzeitsfoto zu finanzieren!

Der Referent führte zum Ende seines Vortrages noch mehrere Groß-CvDs aus Cham an. Eines davon kann als „das Ideal eines jeden Familienforschers“ bezeichnet werden. Auf dessen Rückseite war der komplette Lebenslauf der abgebildeten Personen mit deren Stammbaum zu sehen. Auf den Klassenfotos aus dem Jahre 1908 durften die Ordensschwestern, welche die Klasse leiteten, nicht mit auf das Foto. Dies war ihnen von der Leitung der „Armen Schulschwestern“ verboten worden, um Demut zu zeigen.

Zum Abschluss des Vortrages bedankte sich die Leiterin der GFO-Familienforscher im Landkreis Cham, Elfriede Dirschedl, im Namen der Zuhörer bei Dr. Frank Präger herzlich für den interessanten und humorvollen Vortrag.

Redaktionsbüro Schmidbauer, Schorndorf