Ausflug nach Loifling mit Führung durch das Wasserschloss.
Familienforscher über das Wasserschloss Loifling und die Familie von Poißl informiert
Zum Ausflug der Familienforscher des Landkreis Cham der „Gesellschaft für Familienforschung in der Oberpfalz e.V.“ (GFO) letzten Samstag nach Loifling schlossen sich auch Familienforscher bis aus Regensburg an. Dies bezeugte das große Interesse an der Führung und dem Lichtbildervortrag vom Altbürgermeister der Gemeinde Traitsching, Günther Pongratz, der als Antriebskraft für die Renovierung des Wasserschlosses ein einmaliger Experte dafür ist. Das Wasserschloss Loifling wird als Kulturzentrum der Gemeinde Traitsching genutzt. Auch ist es bei Brautpaaren sehr beliebt als Standesamt.
Der gemeinsame Ausflug begann mit einer herzlichen Begrüßung der Familienforscher durch den Bürgermeister der Gemeinde Traitsching, Sepp Marchl. Er zeigte seine Freude daran, dass die Teilnehmer aus den verschiedensten Gebieten des Landkreises und bis aus Regensburg nach Loifling gekommen waren. Als Vorsitzender des 1999 gegründeten „Förderverein Wasserschloss Loifling e.V.“ lud er alle Teilnehmer, gegen eine kleine Spende für den Förderverein, zu Kaffee und Kuchen in den „Stadel“ ein. Auch der Altbürgermeister der Gemeinde Traitsching, Günther Pongratz, begrüßte die Gäste und erklärte ihnen, dass der „Stadel“ an gleicher Stelle stehe wie früher der Palas des Schlosses (= Wohnturm) und die gleiche Größe hat.
Im Anschluss an Kaffee und Kuchen begann Günther Pongratz im Schlosshof mit der Beschreibung der Anlage vor der Renovierung in den Jahren 1988 – 1998. Die Federführung hatte dabei das Landesamt für Denkmalpflege. Das Wasserschloss war einst eine Vierseitanlage mit drei Türmen und einem Gebäude, bestehend aus dem Wehr- und Wohnturm, der Kapelle (seit 1456 Ortskirche, geweiht 1457) sowie einem Renaissance-Arkadenbau. Dieser führte in ein ehemaliges Bauernhaus. Bis 1987 wurde dort Landwirtschaft betrieben. Im gleichen Jahr kaufte die Gemeinde Traitsching unter Bürgermeister Pongratz auf Bitten der Loiflinger Bürger und mit Zustimmung des Gemeinderates das marode Wasserschloss. Dies war durch den Zustand des Schlosses nicht unumstritten, denn die Balken, die den Dachstuhl trugen waren durchgefault und hätten ihn nicht mehr lange gehalten. Auch die Außenmauern waren bereits über einen halben Meter nach außen gedrückt worden.
Pongratz erklärte die Westfassade mit dem Eingang von der Innenhofseite aus über dem originalen Wassergraben hinweg. Dort befanden sich früher die Zugbrücke und das Tor. Über der Eingangstür ist noch der Originalbalken aus dem Jahre 1649 erhalten worden. An allen Balken des Wasserschlosses wurden dendrochronologische Untersuchungen gemacht, um deren Alter zu bestimmen. Im Rittersaal im Obergeschoss zeigte Pongratz mit verschiedenen Lichtbildern das Schloss vor der Renovierung, während der Renovierungsarbeiten und wie die restaurierten Räume jetzt aussehen. Die erste urkundliche Erwähnung Loiflings geht auf das Jahr 1150 zurück, wo der diepoldingische Ministeriale Hermann von Lewflingen genannt wird. „Man kann aber davon ausgehen, dass das Schloss älter ist“, informierte Pongratz.
Pongratz informierte, dass eine Bauforscherin mit dem Skalpell alleine 46 Farbschichten an den Wänden freigelegt habe. Bei einer neuen Farbgebung alle 10 Jahre wären das ein Gebäudealter von mindestens 460 Jahren. Die wehrhafte Anlage wurde 1472 bei der Belagerung Loiflings durch einen böhmischen Magnaten dreimal beschossen, aber nicht
eingenommen. Zeugnisse der Wehrhaftigkeit sind neben dem Wassergraben zwei gefundene Kanonenkugeln und einige Pfeilspitzen, die in Vitrinen ausgestellt sind. Die Schießscharten des Wasserschlosses waren sogenannte Spaltenscharten (eine Seltenheit im Landkreis), bei denen auf dem querliegenden Brett jeweils das Gewehr aufgelegt werden konnte zum genaueren zielen.
Die Familie Poißl bewohnte das Wasserschloss Loifling vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Sie machten in dieser Zeit einige Umbauarbeiten und bauten auch die Schlosskapelle St. Johann Baptist. Im Rittersaal erinnert noch das Gemälde von Johann Nepomuk von Poißl an die Adelsfamilie, deren Verästelungen die verschiedenen Poißl-Stammbäume im Rittersaal verdeutlichen. Die Farbgestaltung der Räume ist eine Rekonstruktion und entspricht der Zeit um 1835, als die Poißls im Schloss wohnten (bis 1818).
Auch die Schlosskapelle hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Sie war in den 1980er Jahren ebenfalls in einem schlechten Zustand. „Durch das Dach hat es durchgeregnet bis in die Sakristei“, erläuterte Pongratz die Situation. Freiherr Ulrich I. Poißl auf Loifling stiftete 1456 die Schlosskapelle zu Loifling, was durch den im Oktober 1475 in Rom ausgestellten päpstlichen „Stifts- und Ablassbrief“ bestätigt wird. Dort wird Ulrich I. Poißl auf Loifling ausdrücklich als Stifter und Unterhalter der Schlosskapelle genannt. Sie wurde 1477 vom Regensburger Bischof bestätigt. Mit der Stiftung eines Benefiziums im Jahre 1517 wurde die Loiflinger Schlosskapelle von den Erben Ulrichs weiter erheblich erhöht. Der Familienälteste durfte durch das Präsentationsrecht den Kaplan berufen. Leider wurde das Benefizium durch den einige Jahrzehnte folgenden Protestantismus der Landesherrschaft aufgelöst. Das Benefiziatenhaus gegenüber des Wasserschlosses wurde leider 1975 komplett abgerissen und der gesamte Inhalt an alten Urkunden und Schriften vernichtet (Teile wurden auf der Schutthalde gefunden):
Die Schlosskapelle war am Anfang nur klein und mit dem Altar nach Osten, dann wurde sie zweimal erweitert und der Altar weiter nach Westen gebaut. Wo der erste Altar war, wurde 1896 eine Tür in die Mauer gebrochen und der jahrhundertelange Eingang von der Hofseite her zugemauert. Dies alles wurde bei den archäologischen Untersuchungen bei der Renovierung 1988-1998 zutage gefördert und dokumentiert. Heute ist die Schlosskapelle der geistliche Mittelpunkt Loiflings.
Der wirtschaftliche Niedergang hatte auch den Verlust der Hofmark, sowie der gesamten wertvollen Einrichtung, auch die der Schlosskapelle, zur Folge. Nur die Heiligenfiguren der Schlosskapelle überstanden diese Zeit unbeschadet. Genauso wie ein wertvoller Goldkelch, der auf das Jahr 1630 datiert wurde. Die Altäre der jetzigen Schlosskapelle sind auf Bitten des Altbürgermeisters Pongratz eine Dauerleihgabe des Bischöflichen Depots von Regensburg.
Um die Geschichte des Wasserschlosses Loifling zu bewahren, veröffentlichte Günther Pongratz 2023 sein Lebenswerk „Das Benefizium und die Kapelle St. Johann Baptist im Wasserschloss Loifling“. Zum Abschluss der hochinteressanten Führung bedankte sich Elfriede Dirschedl, Leiterin des GFO-Arbeitskreis Cham, beim Referenten Günther Pongratz mit einen Buchpräsent.
Bericht verfasst von Elfriede Dirschedl, 1. Vorstand GFO, 04.08.2024