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Vortrag „Wie kam der Engl Ferdl zum Bücher schreiben?“; Referent: Ferdinand Engl aus Lederdorn, anschließend weihnachtlicher Jahresabschluss

  • Klostermühle (Altenmarkt 1 in Cham)

Zum letzten Treffen in diesem Jahr sind die Familienforscher im Landkreis Cham in der „Guten Stube“ der Klostermühle Altenmarkt zusammengekommen. In die adventliche Sitzweil eingebunden zeigte sich ein Vortrag durch Ferdinand Engl aus Lederdorn.

Leider war die Zusammenkunft am frühen Samstagabend von den starken Schneefällen beeinträchtigt und so waren nicht ganz so viele GFO-Familienforscher gekommen als gewohnt. Umso mehr freute sich Elfriede Dirschedl, 1. Vorsitzende des Chamer Arbeitskreises sowie auf Bezirksebene, über die anwesenden Familienforscher und Interessenten. Ein besonderes Willkommen galt dem Referenten, der seinen Vortrag unter das Thema „Wie kam der Engl Ferdl zum Bücher schreiben“ stellte.

Ferdinand Engl, Geburtsjahrgang 1946, hat sich 1964 und folglich mit 18 Jahren seinen ersten Fotoapparat gekauft, eine „Kodak Instamatic“. Später folgte der Eintritt in den Chamer Fotoclub. „Die vier Bruckbauer-Brüder haben mich gut integriert und mir das Reproduzieren von Papierfotos auf Dias beigebracht“, so Engl. Bei seinen Recherchen zu alten Fotos haben die Besitzer immer wieder sinngemäß gesagt: „Wenn du das alles so genau wissen willst, warum schreibst du nicht gleich selbst Bücher?“. So weit war es aber noch lange nicht. Eine große Hilfe bei den Recherchen sowie als „Türöffner“ für Archive waren der ehemalige Kreisheimatpfleger Willi Straßer und der jetzige Kreisheimatpfleger Hans Wrba. Sehr geholfen hat ihm auch Gerlinde Schuhmann, stellvertretende Vorsitzende des Chamer Familienforscher-Arbeitskreises. Dafür bedankte sich Ferdinand Engl explizit. Bevor Ferdinand Engl anfing Bücher zu schreiben, hielt er zunächst unzählige Vorträge über seine Nachforschungen zu den verschiedenen Ortschaften. Unter anderem hat er dazu im Pfarrsaal in Runding elf Vorträge gehalten, die jeweils brechend voll waren. Kulturelle und heimatkundliche Lichtbildervorträge hielt er u.a. auch in Chammünster, Cham und in Raindorf über den Blauberg ab.

Für das Bücherschreiben war zunächst noch eine weitere Hürde zu nehmen: „Am ersten Tag meines Ruhestandslebens fuhr ich mit meinem Schwiegersohn zur Fa. Kappenberger & Braun und erwarb mir dort eine komplette PC-Ausstattung“. Glücklicherweise startete zu diesem Zeitpunkt in Chamerau ein PC-Einsteigerkurs für absolute Anfänger, den Ferdinand Engl auch gleich besucht hat. Und so entstand ein erstes kleines Buch mit 80 Seiten über den Roßberg und das Böhmerwaldfensterl, gedruckt von der Regental-Agentur in Cham-West. Verkauft wurde es zum Herstellungspreis nur über ihn selbst. Aufgrund der Nachfrage fanden drei Nachdrucke statt, fünf Exemplare sind aktuell noch vorhanden. Die erste Buchveröffentlichung fand im kleinen Sitzungssaal des Landratsamtes statt. Als erstes größeres Buch mit 480 Seiten und Hartcoverumschlag hat Ferdinand Engl die Chronik zur Ortschaft Raindorf, dem Geburtsort seiner Mutter, verfasst und alle Exemplare verkauft. Es folgten weitere Bücher über die Gemeinde Niederrunding (seinen eigenen Geburtsort) mit 485 Seiten sowie zur Gemeinde Chamerau, aufgeteilt in zwei Bände (einmal die Ortschaft Chamerau allein und einmal die Orte Wallmering, Wölsting, Hörwalting, Urleiten, Gilling, Gillisberg und Roßberg zusammengefasst). Das neueste Buch über die Altgemeinde Lederdorn mit über 500 Seiten steht im Ohetaler-Morsak-Verlag in Grafenau kurz vor der Herausgabe.

„Alle meine Bücher habe ich selbst in Eigenregie ohne Auftrag einer Behörde oder eines Amtes und ohne Ghostwriter frei verfasst“, so Ferdinand Engl abschließend, „für die Recherchen eines 500 Seiten umfassenden Buches benötigte ich einen Zeitraum von ca. fünf Jahren“. Das erneuerte Datenschutzgesetz von 2018 hat die Arbeit und die Textfreigaben von den lebenden Personen erschwert, „dabei bedurfte es manchmal großer Überzeugungskraft“. Die Corona-Pandemie verzögerte erheblich die Recherchen zu den Büchern Chamerau II und der Chronik Lederdorn. Bei seinem Dank nicht vergessen wissen wollte Ferdinand Engl auch Günther Bauernfeind, der alle seine Bücher Korrektur gelesen hat – selbst noch im Ruhestand.

Zum Abschluss bedankte sich Vorsitzende Elfriede Dirschedl bei Ferdinand Engl mit einem Buchpräsent ganz herzlich für seinen informativen und kurzweiligen Vortrag. Im Anschluss begann die gemütliche Weihnachtsfeier mit Adventsgeschichte, musikalischer Einlage und vielen Gesprächen.

Redaktionsbüro Schmidbauer, Schorndorf